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Bericht zum Filmabend mit „Ein Lied für Argyris“ am 29.11.2007


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Wir haben es geschafft, dass ungefähr 80 Personen durch die Vorführung des Filmes “Ein Lied für Argyris” über die Tragödien vieler Menschen im 2. Weltkrieg nachgedacht haben. Die Moderatorin Sophia Georgallidis führte die Besucher souverän durch den bewegenden Abend.

Die Vorführung begann mit lyrischer Musik (interpretiert von M. Steinbrück, B. Starken, M. Küttner, E. Ladas, E. Valentis und L. Genc). Die Lieder sind von Theodorakis vertonte Gedichte, die Tassos Livaditis vor dem Hintergrund des griechischen Bürgerkrieges (1945-1950) und mit Blick auf die Befreiungskriege in Südamerika, Vietnam und Afrika schrieb.
Anschließend sahen die Besucher den Film “Ein Lied für Argyris” von Stefan Haupt, in dem es um das Schicksal eines kleinen Jungen geht, der im zweiten Weltkrieg seine Eltern durch die Nazis verloren hat und heute ein Mann ist, der seine Erfahrungen mit den jüngeren Generationen und den Betroffenen des 2. Weltkrieges teilt und somit allen Interessierten Hoffnung und Zuversicht gibt.

Der kleine Argyris Sfountouris wird am 6. September 1940 geboren und lebt in dem kleinen Bauerndorf Distomo, an der Strasse von Athen nach Delphi. Im Alter von fast 4 Jahren verliert er am 10. Juni 1944, durch deutsche Soldaten, seine Eltern und 30 weitere Familienangehörige. Er und seine drei Schwestern überleben das Massaker und diese traumatische Situation für alle Bewohner des Dorfes. 218 unschuldige Menschen verlieren innerhalb von zwei Stunden ihr Leben. Dem Angriff voran geht ein angeblicher Partisanenangriff, bei dem einige deutsche Soldaten sterben. Die Besatzungsmacht bezeichnet diesen Angriff bei späteren Untersuchungen als “Sühnemaßnahme” einer SS-Division.
Der kleine Argyris wird in einem Kinderheim in Piräus untergebracht. Dort geht es dem kleinen Jungen körperlich und seelisch sehr schlecht. Er kann keine Nahrung aufnehmen, was zur Folge hat, dass er bis auf die Knochen abmagert. Aus diesem Grund wird er in ein Kinderheim in der Nähe von Athen gebracht, wo er sich körperlich erholt.
Als Argyris acht Jahre alt ist, wird er, mit einigen anderen Kindern des Kinderheims, vom Roten Kreuz in das Kinderdorf Pestalozzi in die Schweiz gebracht. Dort wächst er mit vielen Kindern verschiedener Nationen auf. Er geht in die Schule und darf das erste Mal, nach den schweren Jahren in seiner Heimat, wieder erleben, was es heißt, sich sicher zu fühlen.
Jede Nationalität hat in diesem Dorf ein eigenes Haus, mit eigenen Erziehern. Auch deutsche Kinder werden aufgenommen. Diese haben es anfangs nicht einfach dort. Deutsche Erwachsene werden erst Jahre später dort akzeptiert.
Den Pädagogen des Kinderdorfes ist sehr viel daran gelegen, den Kindern menschliches Engagement nahe zu bringen und die Erfahrungen des Krieges zu verarbeiten, um ein friedliches Zusammenleben mit Kindern verschiedener Länder zu ermöglichen.
Argyris ist ein sehr intelligenter Schüler. Er besucht das Gymnasium in Trogen und studiert danach in Zürich, an der Universität, Mathematik, Kernphysik und Astrophysik. Die Sterne faszinieren ihn sein ganzes Leben.
Später lehrt er an der Züricher Kantonsschule und beginnt nebenbei zu schreiben. Er verfasst Gedichte und kleine Essays. Später übersetzt er die Texte von Kazantzak, Kavafis, Seferis und vielen anderen vom Griechischen ins Deutsche.
Mit 40 Jahren entschließt sich Argyris in der Entwicklungshilfe tätig zu werden und verbringt einige Jahre in Somalia, Nepal und in Indonesien. Dort arbeitet er an einem Projekt für den Aufbau von Fachhochschulen.
Er beschreibt diese Zeit als die schönste in seinem Leben. Wegen körperlicher Beschwerden kehrt er zurück nach Europa.
1990, nachdem Deutschland wiedervereinigt ist, haben die Opfer des Krieges jetzt das Recht eine Entschädigung, für die im Krieg erlebten Leiden, einzufordern.

Um das Gedenken an die geschehenen Ereignisse vor 50 Jahren zu erhalten, erfragt Argyris persönlich bei der deutschen Botschaft in Athen, wie er seinen Anspruch auf Entschädigung geltend machen kann. Die schriftliche Antwort auf seine Anfrage (1995), ist jedoch ernüchternd. Argyris wird davon in Kenntnis gesetzt, dass das Massaker als eine “Maßnahme im Rahmen der Kriegsführung” zu werten sei und aus diesem Grund kein Anspruch auf Entschädigung abzuleiten sei.
Für Argyris ist diese Antwort sehr verletzend. Er ist nicht bereit, diese Aussage so anzunehmen und reicht gemeinsam mit seinen Schwestern eine Klage in Deutschland ein; parallel dazu rufen 290 Dorfbewohner von Distomo in Form einer Sammelklage die Deutsche Gerichtsbarkeit an.
Die Klage durchläuft mehrere Instanzen. Das Landesgericht in Bonn, das Oberlandesgericht in Köln, sowie der Bundesgerichtshof in Karlsruhe lehnen die Klage ab. Die Begründungen sind verschieden und widersprüchlich.
Für Argyris wäre es ein juristischer Erfolg, wenn auf die BRD eine Masse an Entschädigungsforderungen zukäme. Dies versuchten die Gerichte auf jeden Fall zu verhindern.
Argyris und seine Schwestern haben, bei der letztmöglichen juristischen Instanz, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg, Klage eingereicht (2006). Die Entscheidung steht noch aus.

Nachdem der Film beendet war, herrschte einen Augenblick betroffene Stille. Die Moderatorin, Sophia Georgallidis bat den Regisseur des Films “Ein Lied für Argyris”, Stefan Haupt auf das Podium.

Die Zuschauer hatten nun die Möglichkeit sich zu äußern.

Viele Äußerungen zeigten, wie tief die Menschen berührt waren. Dazu folgende, sinngemäße, Beispiele:
• “Mein Kernsatz wäre, wann beginnt die Versöhnung, wann endet die Schuld.”
• “Gut, dass es Menschen gibt die ihre Erlebnisse an die folgenden Generationen weitergeben, um daraus zu lernen.”

Der Regisseur hatte vor Beginn des Films eine andere Vorstellung von Argyris. Ihm begegnete kein abgeklärter, ruhiger, alter Herr, sondern ein Mensch, den immer noch die Trauer, die Enttäuschung und die erlebten Verletzungen umtreiben und Energie zum Handeln geben.

Ein in Deutschland lebender Grieche, der seine Eltern in den Kriegswirren verlor, appellierte an die Besucher:
• “Seht die Deutschen als Menschen des Hier und Jetzt und nicht alle als Mittäter einer fürchterlichen Zeit an”
Ein Besucher stellte die Frage:
• “Was kann ich tun, damit so etwas nicht wieder geschieht?”
Ein anderer meinte dazu:
• Überall auf der Welt gäbe es Kriege und Menschenrechtsverletzungen und er könne nur zuerst einmal bei sich selber schauen wie er den anderen Menschen in friedlicher und verstehender Art begegnen kann.

Es gab noch eine kurze Diskussion über Sinn, Unsinn und Erfolg solcher Entschädigungsklagen. Hilft eine Entschädigung den betroffenen Menschen wirklich? Überall auf der Welt und immer in der Geschichte gab es Gräueltaten. Die Kulturen der Menschen spielen bei diesen gewaltsamen Auseinandersetzungen eine Rolle; die nachfolgende Generation ist schon versöhnlicher gestimmt.

Manche Besucher berichteten von ihren Aktivitäten. Einer besucht jährlich eine Friedenstagung, um an die unschuldigen Toten zu erinnern. Die Besucher teilten viel von ihren eigenen Gedanken und Empfindungen mit. Der Film hat betroffen gemacht und gleichzeitig Hoffnung geweckt.

Die Frage, warum der Film nicht öffentlich gezeigt wird, wurde mit Hinweisen auf geplante und feste Sendetermine beantwortet.
3SAT: Sonntag, 3.2.2008 im Abendprogramm
Der Film “Ein Lied für Argyris” kann ab dem 27.11.2007 unter www.salzgeber.de als DVD bestellt werden
Wir ließen den Abend mit Musik ausklingen.

Ganz besonders möchten wir uns bei Sophia Georgallidis für die kompetente Unterstützung bei der Organisation und Moderation bedanken.

Die Veranstaltung wurde mit folgenden Vereinen zusammenorganissiert:
Kölner Appell gegen Rassismus e.V. / Allerweltshaus e.V. / Griechische Gemeinde Köln e. V. / POP-Initaitivgruppe griechische Kultur in der BRDeutschland e. V. / Recherche International e.V. / Kulturausschuss der Armenischen Diözese in Deutschland. / TÜDAY-Menschenrechtsverein Türkei/Deutschland e.V. / Dersim - Gesellschaft für Wiederaufbau e.V.

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