Vortrag und Diskussion: die Geschichte der türkischen Republik
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Ein Beziehungsgeflecht zwischen Militär, ziviler Bürokratie und Politik
mit Esra Sezer, Politikwissenschaftlerin
Freitag, 19. September, 19.30 Uhr
Im Allerweltshaus, Körnerstraße 77-79, Köln-Ehrenfeld
Jedes Jahr im September erinnern sich Millionen Menschen in der Türkei an den gravierendsten Putsch des Landes. Am 12. September 1980 hat das türkische Militär mit einer Intervention die Regierung gestürzt, das Parlament, die Parteien aufgelöst und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Für das Eingreifen der Militärführung gibt es genügend Beispiele in der Geschichte der türkischen Republik.
Neben den Interventionen in den Jahren von 1960 und 1971, kam es 1997 zum so genannten „Postmodernen Putsch”. Des Weiteren hat Generalstabschef Yasar Büyükkanit am 27. April 2007 zur Präsidentschaftswahl Abdullah Güls seine „Bedenken” geäußert, was als der fünfte Coup bezeichnet wurde.
Die nach dem Putsch durch die Militärführung eingeführte reaktionäre Verfassung von 1982 hatte zum Ziel die Bürokratie zu stärken und die türkisch-nationalistischen Elemente wiederzubeleben. Sie revidierte nicht nur die Grundrechte, sondern führte einen erstarrten Kemalismus (die sechs Prinzipien des Staatsgründers Kemal Atatürk) ein, der die Auseinandersetzung mit der kemalistischen Ideologie nicht mehr möglich machte.
Doch nicht nur das Militär, sondern auch die zivile Bürokratie hat immer wieder die Politik des Landes beeinflusst. Jüngste Beispiele dafür sind die gegen die Regierung gerichteten Erklärungen der obersten Berufungs- und Verwaltungsgerichte aus dem Jahr 2008. Auch die Revidierung der Verfassungsänderung, Frauen mit Kopftuch das Studium zu ermöglichen, sind im Bezug auf die EU-Beitrittsverhandlungen der Türkei kontrovers diskutierte Themen. Sie sind Beispielhaft für das ungewöhnliche Beziehungsgeflecht zwischen Militär und ziviler Bürokratie gegen die gewählten Regierungen, welches mit der Begründung zum Schutze des türkischen Staates eingegangen wird.
Doch das politische Bewusstsein der türkischen Gesellschaft für Forderungen nach mehr Demokratie und Menschenrechte hat sich trotz allem weitestgehend sensibilisiert. So wurden die Reformbestrebungen der AKP-Regierung sowie die EU-Mitgliedschaft der Türkei von der Großzahl der Bevölkerung unterstützt. Des Weiteren wird das Parteiverbotsverfahren gegen die AKP, zum Teil trotz Bedenken gegen die Partei, nicht als politische Lösung befürwortet. Nichts desto trotz hat sich heute der Kampf zwischen militärischen, bürokratischen und demokratischen Kräften zugespitzt.
Um die wichtigen Aspekte über die Geschichte der türkischen Republik in Erfahrung zu bringen und somit die politische Lage der Türkei besser verstehen zu können, haben wir die Politikwissenschaftlerin Esra Sezer eingeladen.
Esra Sezer M.A., hat Politikwissenschaft, Jura und Pädagogik in Bonn und Ankara studiert. Ihr Schwerpunkt galt dem politischen System der Türkei, dem Militär sowie der Minderheitenpolitik des Landes. Sie ist Autorin zu zahlreichen Themen im Kontext der Türkei.
Eintritt 3 €