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„Ararat“ -Bericht über die Veranstaltung vom 14.03.08


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Von Markus Gippert

Bevor der Film „Ararat“ gezeigt wurde hieß Sandy Zurikoglu-Erdogan die Gäste willkommen und eröffnete die Veranstaltung mit der Vorstellung eines Buches aus der Raphael-Lemkin-Bibliothek.

Der Roman „Grüß mir die Erde, die uns beide geboren hat“ der griechischen Autorin Dido Sotiriu beschreibt das Leben von Manolis Axiotis, eines in Kleinasien lebenden Griechen, angesichts der „Kleinasiatischen Katastrophe“ von 1922, der gewaltsamen Vertreibung der griechischen Bevölkerung aus den Gebieten der heutigen Türkei nach dem ersten Weltkrieg.

Veranstaltungsprogramm April, Mai, Juni 2008 als PDF


Der Roman beleuchtet ein persönliches Schicksal, wirft aber auch einen Blick auf die politischen Zusammenhänge im Hintergrund, auf die Politik der Großmächte, die für die blutigen Vertreibungen mit verantwortlich waren. Sotiriu schrieb dieses Buch, so ist im Vorwort zu lesen, „mit dem einzigen Ziel, die Erinnerung wach zu halten an eine Welt, die für immer verloren ist: Damit die Alten nicht vergessen und damit die Jungen gerecht urteilen“.

Auch der Film „Ararat“ des kanadisch-armenischen Regisseurs Atom Egoyan aus dem Jahr 2002 thematisiert das Erinnern an dunkle Kapitel der türkischen Geschichte. Der Völkermord an den Armeniern zwischen 1915 und 1918 stellt das Zentrum dieses Films dar, um das sich eine komplexe Reflexion um die Bewältigung von Traumata entspinnt. Egoyan erzählt mehrere Geschichten, die ineinander greifen. Mit den Mitteln des Kinos erprobt er verschiedene Möglichkeiten des Erzählens von Geschichten und Geschichte.
Die vielleicht wichtigste Figur des Films ist Raffi, ein junger armenischstämmiger Kanadier. Aus der Türkei kommend wird er am Flughafen von dem Zollbeamten David (Christopher Plummer) aufgehalten und verhört. David vermutet dass die Filmrollen, die Raffin dabei hat, Heroin erhalten. Zwischen beiden entwickelt sich ein langes Gespräch über den Völkermord an den Armeniern und der Geschichte von Raffis Familie, der er in der Türkei mit einer Filmkamera nachgespürt hat. Raffis Mutter, die Kunsthistorikerin Ani (gespielt von Egoyans Frau Arsinée Khan-jian), beschäftigt sich auch mit der arme-nischen Geschichte – indem sie über den armenischstämmigen US-amerikanischen Maler Arshile Gorky forscht. Dieser war als Kind 1915 aus der türkischen Stadt Van als einziger Überlebender seiner Familie nach Amerika entkommen, wo er in den 30er und 40er Jahren zu einem der wichtigsten Vertreter der US-Malerei wurde. In Rückblenden ist der Maler in seinem Atelier zu sehen, wie er, versunken in Erinnerungen an seine Kindheit, das Bild „Der Künstler und seine Mutter“ malt.
Ani hat ein gespanntes Verhältnis zu ihrer Tochter Celia (Marie-Josée Croze). Celia und Raffi sind Halbgeschwister und ein Liebespaar, doch Celia hasst ihre gemeinsame Mutter. Der Grund: Ihr Vater, Anis zweiter Mann war bei einer Wanderung mit Ani ums Leben gekommen und Celia vermutet, dass Ani die Schuld daran trägt. Celia glaubt, dass Ani ihren ersten Mann, Raffis Vater, einen armenischen Terroristen, der in den 70er Jahren im Kampf um die Anerkennung des Genozids durch die Türkei ums Leben gekommen ist, viel mehr geliebt habe als ihren Vater.
Eine weitere Handlungsebene beschreibt die Dreharbeiten an einem Film mit dem Namen „Ararat“ des alternden Autoren und Produzenten Edward Saroyan (Charles Aznavour), für den Ani als Beratern tätig ist. In diesem Film werden die Geschehnisse des Jahres 1915 vom Regisseur Rouben (Eric Bogosian) mit wenig Rücksicht auf die wahren Ereignisse zu einem Historienschinken in Hollywoodmanier verarbeitet. Ausschnitte dieses Films im Film, der auf den Aufzeichnungen des amerikanischen Missionars Clarence Ussher basiert, fungieren auch als Rückblicke auf die grausamen Geschehnisse während der Belagerung der Stadt Van: Die Grenzen von authentischer Erinnerung und Fiktion, von Geschichte und Erzählung scheinen zu verschwimmen – doch der Eindruck des unmenschlichen Grauens des Völkermords an den Armeniern bleibt deutlich.

Nach dem Film gab es in einer kleinen Runde eine Diskussion über den Film und über das Schicksal der Armenier. Sandy Zurikoglu-Erdogan beantwortete Fragen über die derzeitige Situation der Armenier in der Türkei. Vor allem wurde aber über Parallelen in der Auseinandersetzung mit der griechischen, armenischen, türkischen und deutschen Geschichte gesprochen und die Frage kam auf, ob sich die leidvollen Erfahrungen der deutschen Juden mit denen der Armenier oder Griechen in der Türkei vergleichen lassen.

Fotos: Bernadetta Zakrzewska

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